Angst

Heute Morgen habe ich ein Buch zur Hand genommen, das schon viel zu lange darauf gewartet hat, endlich gelesen zu werden. 
Aber kaum hatte ich die ersten Seiten gelesen, war ich gefesselt zwischen den Zeilen. Es fühlte sich an, als würde jemand direkt in meine Seele sprechen.
Das Buch heißt „Leuchtturm in der Dunkelheit“ von Bent Mühürcüoglu (ich verlinke es euch unten – vielleicht spürt ihr beim Lesen dasselbe).

Bent stellt eine einfache, und doch so kraftvolle Frage:
Wie sieht deine Angst aus?
Hat sie ein Gesicht? Eine Farbe? Oder ist sie nur ein Gefühl, das sich irgendwo in dir einnistet, wenn du nicht hinsiehst?

Ich habe die Worte auf mich wirken lassen und tief in mich hineingefühlt.
Und plötzlich war sie da – meine Angst.
Nicht mehr unsichtbar, sondern greifbar.
Sie zeigte sich mir als etwas Dunkles, Wabberndes, wie eine kalte, lebendige Wolke, die sich um mich legt und leise nach mir greift, sobald sie auftaucht. Wie in so einem düsteren Horrorfilm.
Sie flüstert nicht, sie atmet – schwer und unheimlich.

Und ich weiß genau, wann sie kommt.
Immer dann, wenn ich an einer Schwelle stehe.
Wenn ich spüre, dass etwas Neues beginnt – etwas, das mich fordert, vielleicht sogar verändern könnte.
Dann zieht sie sich zusammen wie ein Sturm am Horizont.
Es ist die Angst vor Verlust. Vor dem Scheitern. Vor dem Unbekannten.
Und plötzlich fehlt mir das Vertrauen, das mich eigentlich tragen sollte.

Manchmal fühlt es sich an, als würde sie sich zwischen mich und das Leben stellen – wie ein klebriges, verbranntes Marshmallow, das sich über den Eingang zur nächsten Tür gelegt hat. Ich weiß, dahinter wartet etwas Gutes, aber ich muss erst den Mut aufbringen, es abzuschaben, um hindurchzugehen.

Und genau dann taucht Charly, mein innerer Schweinehund, auf (ihr kennt ihn vielleicht aus meinem Artikel „Selbstmotivation: Wie du dich immer wieder neu aufrappelst“).
Er sitzt grinsend auf meiner Schulter und flüstert mir seine gewohnten Ausreden ins Ohr:
„Warum willst du das tun? Es ist doch sicherer hier, wo du bist. Du bist noch nicht so weit.“
Blablabla.
Und ja – manchmal glaube ich ihm. Noch.

Aber heute habe ich etwas verstanden, das alles verändert hat. Und nun bin ich Charly einen Schritt voraus:-)
Ich habe erkannt, dass ich meine Angst all die Jahre falsch gesehen habe.
Sie ist nicht mein Feind.
Sie ist nicht hier, um mich klein zu halten.

Nein – sie ist hier, um mich wachsen zu lassen.
Sie ist mein stiller Begleiter, mein Spiegel, mein Lehrer.

Sie taucht auf, wenn ich dabei bin, etwas Altes loszulassen.
Wenn ich in eine neue Version meiner selbst hineinschlüpfen soll.
Sie sagt nicht: „Bleib stehen“ – sie flüstert: „Schau hin.“

Ich beginne zu verstehen:
Die Angst will nicht, dass ich aufgebe.
Sie will, dass ich bewusster werde.
Dass ich frage:
Warum bist du da? Was willst du mir zeigen?
Wovor fliehe ich wirklich?

Natürlich gibt es diese gesunde Angst, die uns schützt, wenn Gefahr droht. Die Stimme, die sagt: „Nicht da entlang, da lauert Schmerz.“
Aber darum geht es hier nicht.
Ich spreche von der anderen Angst – der leisen, irrationalen, die sich einschleicht, wenn das Herz bereit ist, größer zu werden.

Und so habe ich mir etwas vorgenommen.
Immer, wenn ich spüre, wie sich diese dunkle Wolke nähert, halte ich inne.
Ich atme.
Ich stelle mir vor, wie sie sich verwandelt – wie ihr Schwarz zu flüssigem Gold wird.
Wie sie mich nicht mehr umklammert, sondern in Licht hüllt.
Ein warmes, goldenes Licht, das mich atmen lässt, mich sicher hält, mich erinnert:
Ich bin auf dem Weg.

Denn jedes Mal, wenn sie kommt, bringt sie mir ein Geschenk – einen Aha-Moment.
Einen Augenblick der Klarheit, in dem ich mich fragen darf:
Bin ich auf dem richtigen Weg?
Will ich wirklich dahin, wo ich gerade laufe?
Oder ist es an der Zeit, etwas Altes loszulassen und Neues zu wagen?

Vielleicht zeigt sie mir auch ein Muster, das ich längst überwinden darf.
Eine alte Wunde, die endlich heilen möchte.

Heute sehe ich meine Angst anders.
Sie darf da sein.
Sie darf mit mir gehen.
Aber sie darf mich nicht mehr bremsen.

Denn sie ist nicht länger der Schatten, der mich verschlingt –
sie ist das Licht, das mich daran erinnert, dass ich lebe,
wachse, und dass in jedem weiteren Schritt ein neuer Anfang liegt.

Es würde mich sehr interessieren, wie ihr eure Angst wahrnehmt. Vielleicht habt ihr Lust, euer Bild dazu hier mit mir zu teilen?

Alles Liebe, Samantha

(Wie versprochen hier noch der Link zum Buch "Leuchtturm in der Dunkelheit": https://amzn.to/3KFuibt)

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