Wenn das Leben uns überrumpelt – und wie wir zurück in unsere Mitte finden
Kennst du das?
Du stehst nichtsahnend im Alltag – vielleicht im Büro, im Gespräch mit Freunden oder beim Einkaufen – und plötzlich trifft dich etwas völlig unvorbereitet. Ein scharfes Wort, eine unerwartete Kritik, eine Situation, die dich innerlich aus dem Gleichgewicht wirft.
In diesem Moment spürst du, wie dein Herz schneller schlägt, deine Schultern sich anspannen und dein Kopf leer wird. Plötzlich bist du mittendrin in einer Überwältigung, die alles andere als angenehm ist.
Was in uns passiert:
Wenn wir überrumpelt werden, reagiert unser Körper automatisch. Unser Nervensystem schaltet in einen Alarmzustand, als wäre Gefahr im Verzug. Das nennt man die Stressreaktion:
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Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich.
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Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen treten ein – wir wollen uns verteidigen, wegrennen oder sind wie gelähmt.
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Unser Denken verengt sich. Statt klarer Überlegung reagieren wir impulsiv oder fühlen uns blockiert.
Das ist normal, tief in uns angelegt und diente ursprünglich dem Überleben. Doch im Alltag macht es uns oft das Leben schwer, weil wir dann Dinge persönlich nehmen, die eigentlich gar nicht mit uns selbst zu tun haben.
Warum wir so reagieren:
Manchmal triggert eine Situation etwas Altes in uns – eine Erfahrung, eine Verletzung, die längst vergessen schien. Das erklärt, warum wir heftig reagieren, auch wenn das Gegenüber es vielleicht gar nicht so gemeint hat.
Das Gute daran: In jedem solchen Moment steckt eine Chance. Eine Einladung, genauer hinzuschauen.
Kleine Schritte zurück zu dir:
Wenn dich etwas überrumpelt, versuche einen kleinen Anker:
Atme vier Sekunden tief ein, halte zwei Sekunden inne, und atme sechs Sekunden lang aus. Wiederhole es ein paar Mal.
Allein dadurch spürt dein Körper: Ich bin sicher.
Sag dir leise:
„Das gehört zu ihm. Das gehört zu ihr. Es hat nichts mit mir zu tun.“
Das schafft sofort etwas Raum zwischen dir und der Situation.
„Was davon betrifft wirklich mich?“
Wenn etwas hängen bleibt, könnte es ein Hinweis sein, wo du selbst etwas verändern oder annehmen darfst.
Stell dir vor, die Worte des anderen perlen wie Regentropfen an einer Fensterscheibe ab. Sie sind da – aber sie erreichen dein Innerstes nicht.
Alles, was dir nicht guttut, darfst du draußen lassen. Alles, was dich wachsen lässt, darfst du aufnehmen.
Eine neue Haltung
Du musst nicht auf alles reagieren. Du darfst lernen, dich nicht in den Strudel hineinziehen zu lassen. Und manchmal reicht ein einfacher Gedanke:
„Lass sie. Lass ihn. Lass alle. Ich bleibe bei mir.“
Was dennoch bei dir andockt, kannst du nutzen – als Wegweiser.
Fazit
Überrumpelnde Momente wird es immer geben. Aber du hast die Wahl: dich hineinziehen zu lassen – oder sie als Übungsfeld für deine innere Stärke zu nutzen.
Mit jedem bewussten Atemzug, jedem Gedankenanker und jeder kleinen Entscheidung für dich selbst wächst du ein Stück über dich hinaus.
So werden aus überwältigenden Situationen keine Stolperfallen mehr, sondern stille Lehrer auf deinem Weg.
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