Warum wir nicht immer stark sein müssen – und was wahre Stärke wirklich bedeutet
Es ist eine Weile her, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Nicht, weil mir nichts mehr einfiel – sondern weil das Leben einfach mal wieder laut dazwischenkam.
Ich war gefangen in einer dieser Phasen, die sich anfühlen wie ein Rückschritt, obwohl sie in Wahrheit ein leiser Umbruch sind. Eine Phase, in der man sich selbst kaum wiedererkennt, weil alte Muster zurückkehren und neue Wege noch nicht sichtbar sind.
Ich fühlte mich verletzlich, Unklar und Müde.
Und auch, wenn ich es nicht sofort zugeben wollte – ich fühlte mich schwach.
Doch je länger ich in dieser inneren Zwischenwelt blieb, desto mehr begann ich zu verstehen:
Vielleicht geht es im Leben nicht darum, immer weiterzumachen. Vielleicht geht es manchmal nur darum, bei sich zu bleiben, wenn alles andere ins Wanken gerät.
Diese Erkenntnis hat mich zu dem Thema geführt, über das ich heute schreiben möchte. Nicht weil ich die Antwort auf alles habe – sondern weil ich mit dir teilen möchte, was ich über Stärke gelernt habe. Und über das, was sie für mich nicht ist.
Ich habe lange geglaubt, dass ich stark sein muss. Stark, um zu überleben. Stark, um niemanden zu belasten. Stark, um nicht zu zeigen, wie sehr mich das Leben manchmal überfordert. Und irgendwie hat es auch funktioniert. Ich bin durch schwere Zeiten gegangen, habe funktioniert, bin aufgestanden, auch wenn ich innerlich am Boden lag.
Doch irgendwann habe ich gemerkt: Das war keine Stärke – das war ein Schutzmechanismus.
Wir leben in einer Welt, die Stärke oft mit Härte verwechselt. Wer Gefühle zeigt, gilt schnell als „zu sensibel“. Wer Hilfe braucht, als „schwach“. Aber was, wenn genau das Gegenteil wahr ist?
Was, wenn wahre Stärke darin liegt, sich zu zeigen – echt und unverstellt?
Ich habe gelernt, dass es Kraft kostet, ehrlich zu sich selbst zu sein. Zu sagen: „Ich kann gerade nicht mehr.“ Oder: „Ich habe Angst.“ Oder einfach nur: „Ich weiß es nicht.“
Es kostet Mut, sich nicht hinter einem Lächeln zu verstecken, wenn einem nach Weinen zumute ist.
Und es braucht Vertrauen – in sich selbst und in das Leben –, um sich verletzlich zu machen, ohne zu wissen, wie das Gegenüber reagiert.
Aber genau in dieser Offenheit beginnt Heilung. Genau da entsteht die Verbindung. Und genau dort beginnt ein neues Verständnis von Stärke:
als innerer Halt, als Fähigkeit, mit den eigenen Wunden liebevoll umzugehen und zwar nicht als Kampf, sondern als Annahme.
Stark sein bedeutet für mich heute:
- Mir selbst zuzuhören, auch wenn es wehtut.
- Pausen zuzulassen, ohne Schuldgefühl.
- Hilfe anzunehmen, wenn ich nicht weiterweiß.
- Nein zu sagen, wenn es mir nicht guttut.
- Ja zu sagen – zu mir.
Vielleicht müssen wir also gar nicht immer stark sein – sondern dürfen lernen, uns stark zu fühlen, selbst wenn wir gerade wanken.
Vielleicht ist das die größte Stärke überhaupt.
„Weich zu bleiben in einer harten Welt ist keine Schwäche – es ist Stärke auf höchstem Niveau.“
– Zitat von Unbekannt
Vielleicht mögt ihr mal über diese Frage nachdenken: Was würdest du dir selbst erlauben, wenn du nicht mehr das Gefühl hättest, immer stark sein zu müssen?
Ich wünsche euch allen einen entspannten und schönen Montag Abend 💚
Sehr wahre Worte. Man kann nicht immer Stark sein, vor allem nicht weil andere es "erwarten". Ich habe die letzten Jahre auch gelernt (und lerne es immernoch) das es ok ist, wenn man mal nicht mehr kann. Es ist ok sich auch mal zurück zu ziehen um sich wieder zu erden.
AntwortenLöschenLieber Jan, absolut richtig. Es ist nicht nur ok, sich zurückzuziehen und neu zu erden, es ist sogar sehr wichtig, denke ich. Danke für Deine Gedanken dazu!
AntwortenLöschen