Erwartungen; meine oder Deine?

 Heute morgen habe ich mir Gedanken über Erwartungen gemacht und für mich selber festgestellt, wie komplex dieses Thema ist. Leben wir das Leben, das wir wollen? Oder leben wir nach den Erwartungen anderer? 

Genau darum geht es doch tagtäglich. Erwartungen sind überall. Die Erwartungen der Gesellschaft, der Familie, der Freunde und nicht zuletzt die, die wir an uns selbst stellen. Sie beeinflussen unsere Entscheidungen,  unsere Wahrnehmung und diktieren oft, wie wir unser Leben führen sollten. Doch was passiert, wenn diese Erwartungen uns erdrücken oder uns von dem abhalten, was wir wirklich wollen?

Erwartungen können durchaus gut sein und uns motivieren, unsere Ziele zu verfolgen, uns wachsen lassen. Erwartungen können aber auch schnell zur Last werden, wenn sie unrealistisch sind oder nicht mit unseren eigenen Werten und Zielen übereinstimmen. Wie oft haben wir das Gefühl, versagt zu haben, nur weil wir die Erwartungen anderer nicht erfüllen konnten? Wie oft haben wir uns selbst zurückgehalten, weil wir Angst hatten, jemandes Erwartungen zu enttäuschen?

Das Problem mit Erwartungen ist auch oft, dass sie nicht ausgesprochen werden. Wir gehen davon aus, dass andere wissen, was wir von ihnen erwarten, und sind enttäuscht, wenn sie es nicht erfüllen. Umgekehrt fühlen wir uns schuldig, wenn wir die Erwartungen anderer nicht erfüllen können. 

Die eigentliche Frage ist doch: Was will ich?

Sind das wirklich meine Erwartungen, oder sind es die der anderen? Oft haben wir Erwartungen in uns, die nicht zu uns gehören. Erst, wenn wir uns von fremden Erwartungen losmachen, bekommen wir Klarheit darüber, was wir selbst wollen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Dazu müssen wir zuerst lernen, ehrlich mit uns selbst  zu sein, die Angst vor Ablehnung zu überwinden und den Mut aufzubringen, unsere eigene Wahrheit zu leben. Wir müssen nicht ständig anderen gerecht werden.

Wir dürfen, sollen, unsere Erwartungen kommunizieren. Gedankenlesen ist nicht jedermanns Sache. Auch Nein sagen ist in Ordnung! Wir sind nicht verpflichtet, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Und kein anderer ist ebenso wenig dazu verpflichtet, unsere zu erfüllen. Wenn wir eine offene, ehrliche Kommunikation aufblühen lassen können, dann können wir auch eine gesunde Beziehung zu einander führen. Denn erst dann ist man sich selbst bewusst, was man will und kann, und auch was andere wollen und können. Ehrlichkeit und Akzeptanz sich selbst und anderen gegenüber baut Vertrauen auf und führt zu einem ehrlichen Miteinander.

Ich habe mir vorgenommen, ab jetzt meine Erwartungen immer wieder zu reflektieren und zu hinterfragen, Nein zu sagen, wenn es für mich nicht stimmt und dies mit Respekt zu tun. Vielleicht kann ich so Enttäuschungen vorbeugen, die meinen und die der anderen. Es wird bestimmt kein leichtes Unterfangen, denn die alten Muster sind wie wir wissen sehr aktiv ;-) 

Wie Marcus Aurelius einst schon sagte: "Wenn man nicht herausbringen kann, was in des anderen Seele vorgeht, so ist das schwerlich ein Unglück; aber notwendig unglücklich ist man, wenn man über die Regungen der eigenen Seele im Unklaren ist."




Kommentare

  1. Wenn man immer nur prüft, ob man Erwartungen (die anderer - aber auch die eigenen) erfüllt, misslingt ein wertefreies Selbstbild. Wie in der Schule spricht man sich selbst immer eine Benotung aus: Erwartungen verfehlt, erfüllt, übertroffen etc., und das Jetzt wird stets in Relation zu einer in der Vergangenheit auferlegten Zielsetzung betrachtet. Manchmal heisst "Erwartungen nicht erfüllt" aber nicht "ungenügend", sondern lediglich dass man einen eigenen, neuen Weg beschreitet und da sind Erwartungen auch manchmal echt unwichtig. so hatte Columbus die Erwartungen auch nicht erfüllt und trotzdem Neuland entdeckt.

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  2. Sternstunde Philosophie, Teil 1 🤯

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  3. Gefällt mir! Wäre eine schöner Titel 😊

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